• Rittergut Möhrsdorf

    Rittergut Möhrsdorf: 1690 erbaut, 1950/51 abgerissen

  • Kirche-und-Schulhaus

    Gersdorf: erste Kirche (1516) & erstes Schulhaus (1667)

  • Gersdorf-Niedermuehle-Nussbaumschenke

    Gersdorf: Niedermühle (ca. 1930) & Nußbaumschänke "Stagls"

  • Kurt-Schule

    50er Jahre: Kurt Hartmann vor dem Schulhaus Möhrsdorf und im Klassenzimmer

  • gersdorf-niederdorf_postkarte

    alte Postkarte: Gersdorf Niederdorf

  • gersdorf-niederdorf_postkarte

    alte Postkarte: Gersdorf Oberdorf

  • postkarte_moehrsdorf-gesamtansicht

    alte Postkarte: Möhrsdorf Gesamtansicht

  • Postkarten_Moehrsdorf-bei-Bischheim

    alte Postkarten: Möhrsdorf Schule und Dorfstraße

  • Wappen

    Entstehung des Gemeinde-Wappens

Die Hartmann-Chronik der Gemeinde Gersdorf-Möhrsdorf

Die vorliegende Chronik ist nichts Neues: Seit 1998 ist sie öffentlich und für alle zugänglich. Jeder und jede Interessierte kann dieses dicke Buch im Bürgermeisteramt und im Kirchbüro einsehen.

Es nun für das Internet aufzubereiten folgt dem Geist der Zeit:
Erstens ist Heimat wieder ein großes Thema; Rückbindung – wo komme ich her, wo gehöre ich hin.
Und natürlich sollen zweitens Informationen in heute eiliger Zeit schnell und unkompliziert zugänglich sein.

Beiden Bedürfnissen trägt die Aufbereitung des Werks für das Internet Rechnung.
Die Chronik ist die Arbeit eines Laien-Historikers und erhebt keinen Anspruch wissenschaftlicher Arbeit.

Dennoch gilt das Urheberrecht des Autors Kurt Hartmann: bei Zitation sind die Quelle und der Autor zu benennen.

 

Ein ganzes Dorf hat an der Chronik mitgewirkt ...

Die vorliegende Chronik hat einen Autor: Kurt Hartmann.
Und dennoch hat an ihr ein ganzes Dorf mitgewirkt, richtiger noch zwei Dörfer: Möhrsdorf und Gersdorf.

Möhrsdorfer und Gersdorfer wurden von Hartmanns Arbeit angesteckt. Sie stöberten auf ihren Dachböden nach Fotos und alten Unterlagen und brachten sie Kurt Hartmann für seine Chronistenarbeit. Sie erzählten von Vorfahren und Geschehnissen, die sie selbst erlebten und berichtet bekommen hatten. Sie überbrachten ihm in den Kirchenbüchern nicht erfasste Geburts- und Sterbedaten, damit Hauschroniken für die Chronik, aber auch für sie persönlich, erarbeitet bzw. vervollständigt werden konnten. Sie einte ein gemeinsames Ziel:
Alles und alle, die in der Chronik von Gersdorf-Möhrsdorf erwähnt sind, sollen bewahrt bleiben für spätere Zeiten - wenn schon alle nicht mehr sind und vielleicht ein Ururururenkel in der Chronik liest und ein Stück seiner eigenen fernen Vorfahren entdeckt ...

 

Kurt Hartmann (29.01.1920 - 27.11.1998) – der Ortschronist

Hartmann-Kurt

Von 1948 – 1985 war Kurt Hartmann, in Großröhrsdorf geboren, Lehrer zunächst in der Dorfschule in Möhrsdorf, ab 1961 dann in der neu gebauten Schule in Gersdorf, die auch die Möhrsdorfer Schüler/innen aufnahm.

Geschichte hat ihn immer interessiert. Eine Geschichtslehrerausbildung als Neulehrer aber verhinderte, dass er Geschichtslehrer wurde: Diese Art Geschichte zu betrachten war ihm zu ideologisch. Er unterrichtete dann die Fächer Geographie, Deutsch und Astronomie. Sein Interesse an den Themen Geschichte und Heimat aber blieb:
Geprägt durch Kriegserlebnisse als ein sehr junger Soldat wollte er Vergangenheit und Gegenwart ergründen, wissen, erkennen und das für die Zukunft bewahren für alle Nachgeborenen.

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Heimat war, insbesondere durch die Erschütterungen der Kriegserlebnisse, ein zentrales Thema für ihn. Und Gersdorf-Möhrsdorf wurde ganz zu seiner und seiner Frau Heimat in enger Verbundenheit mit seinen Bewohnern/innen. Sie waren ihnen im wahrsten Sinn des Wortes Nächste und Mit-Menschen, entweder in gleicher Generation oder in den Jahrzehnten darauf zwei Generationen lang als Schüler/innen.

Seine Frau Helga und er waren Lehrer mit Leib und Seele. Schon seit den 50er Jahren engagierte sich Kurt Hartmann zudem für den Naturschutz und setzte sich aufgrund seiner Heimatverbundenheit für mehr Sensibilität im Umgang mit Natur und Naturdenkmälern ein.

Gemeinsam mit seiner Frau Helga sammelte Kurt Hartmann über Jahrzehnte Unterlagen, Fotos, Daten und Fakten, um der Gemeinde Gersdorf-Möhrsdorf, die ihre Heimat war, durch die Zeiten ein Denkmal mit einer Chronik zu setzen. Einmal fand Kurt Hartmann in der Altstoffsammlung der Schule ein Paket uralter Verträge von Verkäufen verschiedener Häuser und Bauerngüter der Dörfer. Im Gemeindeamt hatte man „altes Zeugs“ weggeworfen und wollte es auch nicht wiederhaben. Er rettete die Unterlagen früherer Jahrhunderte vor der Vernichtung und übergab sie an die damaligen Haus- und Hofeigentümer. Zuvor schrieb er sie ab, denn viele Zeitgenossen waren nicht in der Lage, die Sütterlin-Handschriften aus früheren Jahrhunderten zu entziffern.

Die Schubfächer und Kisten mit mehr oder weniger geordneten Unterlagen häuften sich in der Hartmannschen Wohnung, und während seiner aktiven Zeit als Lehrer war an ein systematisches Aufarbeiten oder gar das Verfassen einer Chronik allein aus Zeitgründen nicht zu denken.

In der Zeit seines Ruhestandes aber arbeitete er intensiv und mit hohem Zeitaufwand über viele Jahre daran. Die Chronik war ihm zeitweise auch eine große Last, wie das häufig so ist bei Ehrenämtern. Er war als Chronist vom Bürgermeister berufen; die Gemeinde erwartete etwas von ihm, und dem wollte er gerecht werden. Pflichtbewusst hatte er 19 Jahre z.B. lang als Lehrer keinen einzigen Tag gefehlt und ärgerte sich, als dann einmal eine Operation anstand. Pflichtbewusst blieb er auch als Pensionär und arbeitete bis zuletzt an der Chronik. Erst auf dem Sterbebett im Krankenhaus Bischofswerda hielt er die Chronik dann fertig in den Händen. Dinge fertigstellen, zu Ende bringen, wie viel Mühe es auch kostet, das hat Kurt Hartmann stets als seine Pflicht empfunden. Es ist ihm auch mit der Chronik noch gelungen.
Fast 500 Menschen begleiteten ihn auf seinem letzten Weg auf dem Friedhof in Gersdorf-Möhrsdorf.

 

Helga Hartmann (18.07.1928 - 27.11.2020) – die Mitarbeiterin und Redakteurin

Hartmann-Helga

Von 1948 – 1982 war Helga Hartmann, geboren in Dresden, Lehrerin in Gersdorf-Möhrsdorf.

Bereits während des Krieges war sie in der Lehrerausbildung im Internat in Dresden gewesen. Den furchtbaren Bombenangriff auf Dresden, der das Internat zerstörte und vielen ihrer Mitschüler/innen das Leben kostete, überlebte sie durch einen glücklichen Zufall: Sie war krank und zwei Tage zu Hause bei ihren Eltern in Bretnig.

Nach Kriegsende setzte sie ihre Lehrerausbildung fort.
Ihre erste 1. Klasse 1946 in Hauswalde hatte 44 Schüler/innen – und eine 18jährige Junglehrerin noch in Ausbildung.

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1948 ging es frisch verheiratet nach Möhrsdorf in die Dorfschule – oben die Wohnung, unten das Klassenzimmer, eines für alle Jahrgänge.

Ein junges Lehrerehepaar, das bei Null anfing: mit je dem Bett aus der Herkunftsfamilie, einem Schrank, einem Tisch und zwei Stühlen. Und wie viele andere noch hungerte. Als dem Ort Möhrsdorf in den ersten Jahren ein Besteck zugeteilt wurde, erhielt der junge Lehrerhaushalt das Messer.

Auch bei Helga Hartmann verwundert daher nicht, dass Heimatgeschichte und das Bewahren von Daten, Fakten und Erinnerungen für spätere Generationen zu tiefen inneren Anliegen wurden.

Ohne Helga Hartmann gäbe es die Chronik nicht. Sie drängte ihren Mann nach seinem Eintritt in den Ruhestand nicht nur, das Vorhandene nun endlich systematisch zu ordnen und das Schreiben der Chronik zu beginnen. Sie half auch tatkräftig dabei; sie sortierte mit, sie war Ratgeberin und Kritikerin, und sie überarbeitete als sprachlich überdurchschnittlich gewandte Schreiberin die von Kurt Hartmann entworfenen Texte. Zudem wurde sie zur Spezialistin für Hauschroniken. Wochenlang vergrub sie sich dafür in Kirchenbüchern, um Vermählungen, Kind- und Kindeskinder und Verwandtschaftsverhältnisse zu klären.

Das letzte Kapitel der Chronik stammt ganz aus ihrer Feder; Kurt Hartmann war bereits zu krank, um es selbst aufzuschreiben. So ist diese Chronik mehr ein Gemeinschaftswerk eines über 50 Ehejahre glücklichen Paares als es auf den ersten Blick anmutet.

Voller Elan baute sie ehrenamtlich eine florierende Gemeindebibliothek in Gersdorf auf, die zum wöchentlichen Treffpunkt für viele wurde. Der Tod ihres Mannes kurz nach der Goldenen Hochzeit 1998 war ein tiefer Einschnitt für sie. Aus langer schwerer Trauer arbeitet sie sich schließlich ins Leben zurück.

Als liebevolle Mutter stand sie ihren beiden Kindern, auf die sie sehr stolz war, nun allein weiter zur Seite und wurde von Kindern, Enkeln und Urenkeln von Herzen zurückgeliebt.
Selbstbestimmt zog sie 2016 ins neu erbaute Pflegeheim Bischheim und schaffte es, sich auch dort noch einmal zu beheimaten. Ihre Besuche in ihrem Häuschen in Bretnig hat sie weiterhin sehr genossen.
Mit der großen Familie, Schülern und vielen Freunden und Bekannten blieb sie stets in reger Kommunikation, am Zaun des Pflegeheims, telefonisch und digital am Smartphone: Täglich sausten ihre Whatsapp-Nachrichten und Fotos hin und her; die letzte auf dem Weg ins Krankenhaus an ihre Tochter. Wie viele andere Bewohner überlebte sie den schweren Covid-19-Ausbruch im Pflegeheim Bischheim im November 2020 nicht und starb an der Infektion in der Uniklinik in Dresden – am 27. November, dem Sterbetag ihres Mannes, mit dem sie nun wieder vereint ist.

Mit Helga Hartmann geht eine kluge, leidenschaftliche, lebensfrohe, hilfsbereite, bis zuletzt vielseitig interessierte und selbstbestimmte Frau von dieser Welt.
Helga Hartmann hatte wie ihr Mann Kurt ein glückliches und erfülltes Leben voller beruflichem wie privatem Gelingen – mit einem großen Herz für die Heimat.

 

Hans Zweynert (1899 - 1982) – der Forscher der Anfänge

Zweynert-Hans

Auch Hans Zweynert, geboren in Reinsberg, hat einen Anteil an der Chronik.

Erste Forschungen gehen auf ihn zurück, und er war Kurt Hartmann in frühen Jahren ein wesentlicher Anreger.

Von 1949 bis 1965 war Hans Zweynert Pfarrer in Gersdorf-Möhrsdorf.

In der Zeit des 3. Reiches hatte sich der Theologe zur Bekennenden Kirche gehalten.

Nun kümmerte er sich um den Wiederaufbau nach dunkler Zeit.
Dabei ging es gewiss nicht nur um den materiellen Wiederaufbau der im Krieg abgebrannten Gersdorfer Kirche und ihres Turmes.

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Seine Ehefrau Käthe Zweynert, geboren 1896 in Oelsnitz, wirkte gemeinsam mit ihm in der Kirchengemeinde – als Organistin. Sein letzter Konfirmandenjahrgang 1965 brachte auch gleich den nächsten Gemeindeorganisten hervor: Rudi Merz.

Im Ruhestand ab 1965 widmete sich Hans Zweynert ersten heimatkundlichen Forschungen zu Gersdorf, Möhrsdorf und Weißbach. In dieser Zeit fanden sich der Pfarrer a.D. Hans Zweynert und der aktive Lehrer Kurt Hartmann im gemeinsamen Interesse für Heimatforschung und trafen sich regelmäßig zum Austausch. Das gemeinsame Interesse war nicht alles; sie ergänzten sich auch praktisch gut. Pfarrer Zweynert konnte Latein und Kurt Hartmann Autofahren: So düsten die beiden gemeinsam nach Kamenz, Bautzen und Dresden und recherchierten in Archiven. Diese Kooperation war nicht selbstverständlich in einer politisch aufgeheizten Zeit in der DDR, in der „Kontakte zur Kirche“ von Lehrern ausgesprochen kritisch betrachtet wurden.

Schon 1972 aber übersiedelte das Ehepaar Zweynert zu seinen Kindern nach Hamburg. Vor seiner Ausreise übergab Hans Zweynert seine ersten zusammengetragenen Erkenntnisse an Kurt Hartmann mit der dringenden Bitte, die gemeinsam begonnene Arbeit fortzusetzen.

Pfarrer Zweynert hatte sich vor allem intensiv mit Familiennamen beschäftigt. Wo Erkenntnisse Pfarrer Zweynerts in die Chronik eingingen, hat Kurt Hartmann jeweils auf ihn verwiesen.

Der zunächst rege Schriftverkehr zwischen Hamburg und Möhrsdorf fand leider bald seine unnatürliche deutsch-deutsche Grenze; dem DDR-Staat war selbst frühe Geschichte suspekt.